Sonntag, Januar 31, 2016

Comparing old and new



Wie bereits erwähnt, da ich vor zwei Wochen alle meine gespeicherten Links mal wieder komplett verloren habe, muss ich heute etwas improvisieren, um den Blog weiterzuführen. Ich greife auf Bewährtes zurück, in diesem Fall die Seite 


bei Facebook, die immer wieder schöne Aufnahmen aus einem New York bietet, das etwa 40 Jahre zurück in der Vergangenheit liegt. Wie zum Beispiel die Photographie oben, die 1976 entstanden ist und drei reizende Damen und einen Herrn mit Hut bei einer Rast auf einer Bank am Broadway, Höhe 86th Street, Blickrichtung Nord, zeigt. 

Neben den ganzen historischen Gebäudefotos üben solche Alltagsszenen auf mich auch immer wieder einen besonderen Reiz aus. 

google maps


Die Karte verrät, dass die Aufnahme westlich vom Central Park in Manhattan und nicht allzu weit entfernt vom Hudson River entstanden ist. Die folgenden Luftbilder lassen befürchten, dass die Parkanlage, die im Photo abgebildet wurde, nicht mehr vorhanden sein könnte. Oder befanden sich die Bänke vielleicht nicht auf einer der Ecken der Kreuzung, sondern auf dem Streifen zwischen den beiden Richtungsspuren des Broadways? 


google earth


Das nützt alles nichts, da muss ich wohl hinunter auf das Bürgersteigsniveau, um zu erkunden, wie es dort unten heute aussieht. 



Es sieht so aus, dass ich mit dem Mittelstreifen recht hatte. Im Vordergrund sieht man tatsächlich eine Bank, auf der Menschen sitzen und wenige Meter dahinter eine schmale Grünanlage. 



Der Umfang und die Zahl der angebotenen Bänke ist allerdings gegenüber 1976 erheblich geschrumpft. Und der Lattenzaun vor der Grünanlage musste ebenfalls weichen. 



Was mich aber überzeugt hat, dass ich hier an der richtigen Stelle bin, ist ein Detail, dass sich erst beim zweiten Hinsehen aufdrängt. 



Sowohl bei der historischen Aufnahme als auch bei dem Bildausschnitt auf dem Google Street View sieht man hinter den Sitzenden auf dem Boden Lüftungsgitter, die zur U-Bahnstation gehören, die sich direkt hierunter im Untergrund befindet. 



Link zum Photo:


Fast wie in einem Kriegsgebiet sieht es auf dem zweiten Photo aus, das 1980 von Dave Nystrom an der Ecke 170th Street / Charlotte Street aufgenommen wurde. 



Da bin ich mal ganz besonders gespannt, ob das heute immer noch so aussieht, nachdem ca. 35 Jahre verstrichen sind. 

Der Zustand der Stadt auf diesem Bild ließ schon vermuten, wo es entstanden ist: in der Südbronx, die in den frühen 1980ern wahrscheinlich wirklich nicht weit von einem Kriegsgebiet entfernt war. 



Mit Blick auf die Karte stelle ich fest, dass ich bei meinem letzten New York-Aufenthalt im September noch ziemlich nahe an dieser Stelle vorbeigekommen bin mit dem Mietwagen, wir sind nämlich über die Interstate 278 von Queens kommend Richtung Connecticut nach Norden gefahren. 


Hmm - ich werde das Gefühl nicht los, dass sich in diesem Viertel tatsächlich einiges getan hat seit 1980. 



Gehen wir mal runter bis zur Kreuzung Charlotte Street / 170th Street und schauen, ob es denn noch was wiederzuerkennen gibt vom alten Foto. 

Tja, schwierig.






Die markanten Gebäude von 1980 scheinen alle verschwunden zu sein, die Wohnblocks im Hntergrund rechts konnte ich nicht wiederfinden. 

Auch der Blick über die Schulter die Charlotte Street hinunter zeigt, dass die Gegend relativ friedlich geworden zu sein scheint. 



Die Gebäude, die man von der Mündung 170th Street / Charlotte Street im Hintergrund sehen kann...



... sind auch nicht diejenigen, die auf dem historischen Foto abgebildet waren, sondern liegen weiter südlich an den Seiten des Louis Nine Boulevards. 




Am interessantesten ist zweifellos die struppige Kirche, die die linke Bildhälfte des Ausgangsfotos einnimmt: 



Und was die Identität dieser Kirche angeht, so handelt es sich dabei um eine kapitale Überraschung. Das ist nämlich gar keine Kirche, sondern ein Filmset. Wer es nicht glaubt, der schaue sich mal diesen Trailer an und werde besonders aufmerksam ab 0:09 min:





Der Horror-Film "Wolfen", in Deutschland ebenfalls unter diesem Titel bekannt, kam 1981 in die Kinos und wurde unter anderem in der Südbronx gedreht. 


Laut der englischen Wikipedia stand die Kirchenattrappe in der Nähe der Kreuzung 172nd Street / Seabury Place, also haben wir bisher wohl immer in die falsche Richtung geblickt, wie es scheint. Sie wurde extra für den Film gebaut und im Laufe der Dreharbeiten niedergebrannt. 



Allerdings macht es diese Info auch nicht leichter, die Entstehung des Ausgangsfotos zu rekonstruieren, denn an der Seabury Place ist das Grünzeug so immens gewachsen, das einem schlicht der Durchblick fehlt: 





Leider ist der Street View-Wagen bisher auch immer nur im Sommer vorbeigekommen, deshalb gibt es nur Grünzeug-Aufnahmen von dieser Straße. 

Mit dem Suchbegriffen "Wolfen" und "Filmset kommen aber ein paar schöne Aufnahmen zu Tage, die die Vergangenheit dieses Viertels noch plausibler machen. 







Die Luftaufnahme des Geländes verrät einem aber recht plausibel, wo der Fotograf beim Ausgangsfoto gestanden haben müsste: 




Nämlich auf der Charlotte Street in unmittelbarer Nähe des Punktes, wo Seabury Place und 170th Street münden. Und diese Vogelperspektive kann man über Google Earth - 3-D-Ansicht - ganz gut nachvollziehen. Das "C" markiert die ungefähre Position der Kirchenkulisse an der Ecke 172nd Street / Seabury Place. 



Link zum Photo: 


Nachtrag:

Dank der OldNYC-Page konnte ich noch zwei Fotos von der vorletzten Jahrhundertwende auftreiben. Das erste entstand 1906 an der Charlotte Street:



Das zweite wurde 1905 an der Mündung der Seabury Place in die Charlotte Street aufgenommen. Es fällt auf, dass dort die Umgebung auch schon 75 Jahre vor dem Ausgangsfoto recht karg war.


(Nachtrag Ende)


Eine Aufnahme möchte ich noch anschließen. Es geht zurück in das Jahr 1972 und zur Kreuzung Macdougal Street und West 3rd Street mit Blick in südliche Richtung. Eine wunderschöne historische Aufnahme finde ich. 



Der Weg hat uns zurück nach Manhattan geführt zu einem Ort in Greenwich Village, südwestlich vom Washington Square und mit Blick auf die Karte stelle ich fest, dass ich schon wieder ein Photo gegriffen habe, dass einen Bezug zu meiner letzten New York-Reise hat. 





Ich denke, da muss ich wohl drehen, um die südliche Blickrichtung hinzubekommen. Hmm - es sieht so aus, als ob das schöne kleine Haus mit der eierschalenfarbenen Fassade, das aus dem Originalbild von 1972 so als Blickfang heraussticht, nicht mehr an der Südostecke MacDougal Street / West 3rd Street steht. 



Gehen wir mal hinunter auf Straßenniveau. Dort bestätigt sich die Befürchtung, an dieser Kreuzung wurde einiges gebaut und verändert in den vergangenen 40 Jahren, so dass die Frühsiebziger-Kulisse von Greenwich Village heute nicht mehr wirklich wiederzuerkennen ist. 





Jetzt kommen wir noch zur Überschneidung mit meinem letzten New York-Aufenthalt. 

Bevor wir auf der Nordostamerikarundreise wieder zurück nach New York City gelangt sind, hatten wir auch einen Aufenthalt in der Studentenstadt Princeton in New Jersey und sind dort in einen sehr leckeren und gutbesuchten Falafel-Laden hineingeraten namens "Mamoun's Falafel". 




Beim Blick auf die Webseite von Mamoun's haben wir dann gesehen, dass der auch zwei Filialen in New York hat und die eine an der MacDougal Street haben wir in den vier Tagen Aufenthalt direkt mehrfach aufgesucht, um uns die leckeren Spezialitäten aus dem Mittleren Osten einzuverleiben. Und diese Filiale findet man im toten Winkel des Ausgangsfotos, dort wo man wegen der Perspektive nicht hinblicken kann.



Laut Eigenbeschreibung wurde Mamoun's Restaurant 1971 in Greenwich Village gegründet und war das erste Falafel-Restaurant in New York und eines der ersten Restaurants in den Vereinigten Staaten, das Essen aus dem Mittleren Osten anbot (und in dem Araber und Juden friedlich beeinander sitzend aßen).


Die Geschichte des Restaurants ist da etwas unklar, aber die Filiale an der Adresse 119 MacDougal Street könnte die erste Niederlassung von Mamoun's sein. Vielleicht ist aber auch das erste Restaurant in Greenwich Village gar nicht mehr unter den Niederlassungen von Mamoun's.

Wie dem auch sei. Man muss von der Kreuzung MacDougal Street / West 3rd Street aus einfach noch wenige Meter weiter südlich laufen, dann findet man das sehr kleine Restaurant an der Westseite der MacDougal Street.






Und falls jemand mal dort einschlagen möchte, um die Falafel zu testen: es ist keine Zahlung mit Kreditkarte möglich, man muss ausreichend Bargeld mitführen, sonst sorgt man dort in der langen Warteschlange unter Umständen für einen mittelschweren Tumult. 



Ich krieg schon wieder Hunger vom Ansehen (und Wasser auf der Stirn bei der Erinnerung an die scharfe Sauce, die da so harmlos herumstand und die wir natürlich auch noch da draufgetan haben).

Soviel Leute wie hier haben wir eigentlich immer dort angetroffen, meistens noch mehr, was ja grundsätzlich keine schlechte Referenz ist:



Hier noch die Speisekarte und dann habe ich aber auch genug Werbung für Mamoun's gemacht. Die Shawarma haben wir auch probiert, war ebenfalls lecker :-) Mahlzeit und raus.



PS: der Link zum Ausgangsfoto:
https://www.facebook.com/108171812558551/photos/a.416343045074758.85140.108171812558551/949858845056506/?type=3&theater