Montag, Oktober 31, 2011

Luigi Kasimir


Ebenfalls auf der Seite "stuffnobodycaresabout.com" habe ich die nachfolgenden Zeichnungen von Luigi Kasimir entdeckt, die wunderbare Momentaufnahmen aus dem New York der 1920er und 1930er zeigen. Oben sehen wir den Bowling Green Park im Jahr 1927, unten die Brooklyn Bridge 1936.
http://stuffnobodycaresabout.com/2011/10/20/new-york-in-the-1920s-and-30s-as-seen-by-luigi-kasimir/#more-1761



Oben die Fifth Avenue ungefähr im Jahr 1930, unten der Fulton Fish Market.



Oben der Süden Manhattans von Governors Island aus gesehen, unten die Queensboro Bridge zwischen Manhattan und Queens 1936.


Ephemeral New York hat sich auch schon einmal diesem Künstler gewidmet. Von dort stammen die folgenden zwei Zeichnungen:
http://ephemeralnewyork.wordpress.com/2009/01/20/luigi-kasimirs-new-york/



Es folgen noch eine Reihe weiterer Bilder des Künstlers, gefunden mit der Bildersuche von Google:
http://de.wikipedia.org/wiki/Luigi_Kasimir







Sonntag, Oktober 30, 2011

Old Hotels of New York - Hotel Hermitage


Zeit, mal wieder eine Folge aus der fast nicht enden wollenden Serie über alte New Yorker Hotels zu posten. Dieses Mal führt uns die Reise an die Südspitze des Times Squares zum Hotel Hermitage. Auf dieses Hotel bin ich - wie zuvor auch - auf der Seite mit dem schönen Namen "stuffnobodycaresabout.com" gestoßen.


Über das Hotel Hermitage ist auf stuffnobodycaresabout folgendes zu erfahren: Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 1936. Das Hotel befand sich in der Nähe der Kreuzung 42nd Street und 7th Avenue. Ein Zweitbettzimmer kostete 3,50 Dollar pro Nacht und nur 2,50 Dollar, wenn man bereit war, sein Badezimmer mit anderen Gästen zu teilen. Interessant ist der Umstand, dass man die Preisliste in luftiger Höhe gut sichtbar auf die Außenfassade des Hotels gepinselt hatte. Links nebenan befand sich das "Stanley Theatre", welches zum Zeitpunkt der Aufnahme des Fotos den Katherine Hepburn-Film "A Woman Rebels" aufführte. Das Hotel Hermitage befand sich im Herzen des Times Squares. Es wurde später in "National Hotel" umbenannt und schließlich in den frühen 1990ern abgerissen, ein kleiner Teil der großen Stadterneuerung am Times Square, die manche Zeitgenossen auch mit leicht bösem Unterton "Disneyfizierung" (Disneyfication) nennen.


Man soll es kaum glauben, aber es ist mir bisher noch nicht gelungen, weiteres Bildmaterial vom Hotel Hermitage zu finden. Entweder ich sitze auf meinen Augen oder das Problem hat einfach mit der "ungünstigen" Position des Hermitage zu tun. Die Fotografen haben regelmäßig den Times Square fotografiert, nicht aber die Straße, die vom Times Square aus in Richtung Süden führt, weil der Platz vor interessanten Motiven nur so schäumte. Vielleicht finde ich während der Schreiberei hier ja noch was.

Den folgenden kleinen Zeitungsausschnitt habe ich einer alten Ausgabe der Zeitung "The Post-Star" entnommen, die vom Samstag, 09. Juni 1923 stammte. Die komplette Seite kann man sich hier ansehen:


Auf der Seite "Ephemeral New York" bin ich auf eine dunklere Facette aus der Vergangenheit des Hotels gestoßen:
http://ephemeralnewyork.wordpress.com/2011/09/11/when-the-klan-came-to-recruit-in-new-york-city/


Wie der Titel des Beitrags dort schon verät, eröffnete der Ku Klux Klan 1922 ein Rekrutierungsbüro im Hotel Hermitage an der Ecke 7th Avenue und 42nd Street. Mehr über den Ku Klux Klan im New York der frühen 1920er kann man auch hier nachlesen:
http://www.oldmagazinearticles.com/1920s_KKK_activity_in_New_York_City_Mayor_Hylan_klan_investigation

Eine Fülle von Informationen finden sich schließlich in einem Artikel von Christopher Gray, den die New York Times am 24. März 1991 veröffentlichte.

"Das Zeitalter der Entschmuddelung" war der Begriff, den Kritiker Lewis Mumford für die Welle an Umbauten prägte, die in den frühen 1930ern über New York City schwappte. 1933 traf die Welle auch das 1907 gebaute Hotel Hermitage an der 7th Avenue südlich der 42nd Street als Teil einer frühen Aufräumkampagne am Times Square. Mit der Folge, dass das, was möglicherweise ein geschützes Baudenkmal hätte werden können, nun lediglich ein altes Gebäude ist, das demnächst im Zuge einer anderen Aufräumkampagne abgerissen wird, nämlich dem "New York State Urban Development Corporations's 42nd Street Development Project".

Zum Zeitpunkt der Jahrhundertwende (1899/1900) war der Times Square geprägt von reger Bautätigkeit, aus der neue Hotels und Theater hervorgingen. Timothy F. Paddell, ein Alkoholhändler, der mehrere Läden für Hochprozentiges (Liquor Stores) in Manhattan besaß, beauftragte den Architekten Robert D. Kohn, ein 13stöckiges Bachelor Hotel direkt südlich neben seiner Bar und seinem Restaurant an der Südwestecke der Kreuzung 42nd Street / 7th Avenue zu errichten."

Mit diesem Wissen über die Position des Hotels lässt sich das Hermitage auf dem 1924er-Luftbild von New York City lokalisieren. Schräg gegenüber, also nordöstlich vom Hotel das markante Gebäude namens One Times Square am Südende des Platzes.


"Auch andere Hotels, die in der Gegend gebaut wurden - darunter das "Astor" und das "Knickerbocker" - folgten dem recht konventionellen Stil, wonach laut einem Artikel in der "Architectural Review" auch das Hotel Hermitage darauf abzielte, jedem seiner Gäste einen Eindruck von seiner eigenen Individualität zu geben. Individuell sollte in diesem Fall kraftvoll und modern heißen, ohne eine auffällige Neigung zu einem anerkannten Stil.

Das neue Gebäude auf der Westseite der Avenue zwischen 42nd und 41 Street, war nach der konventionellen Hochhaus-Formel entworfen: Basis, Mitte und Krone. Aber keines dieser Teile hatte man zuvor bei irgendeinem anderen Hochhaus gesehen. Die Basis bestand aus vier doppelstöckigen Säulen, breit, gedrungen und dorisch, mit denen aber ein Effekt erzielt wurde, der mehr an einen mittelalterlichen Gewölbekeller erinnerte. Der mittlere Abschnitt, der bis heute überlebt hat, war eine einfache Ausdehnung des Mauerwerks mit eingelassenen Dekorationen, ähnlich wie man sie auch bei zeitgenössischer Kunst oder im Handwerk findet, aber mit Fensterbuchten und Pfeilern, die mit der den Wolkenkratzern eigenen Vertikalität angeordnet sind. Die Krone schließlich wurde von schweren und tiefen Gauben abgeschlossen, die an die Gothic erinnerten, in Wirklichkeit aber dem Art Nouveau Stil zuzuordnen sind.

Der Kritiker Montgomery Schuyler fühlte sich veranlasst, einen Brief an die Redaktion der "Architectural Record" zu verfassen, in dem er das Verhältnis zwischen der Fassade des Hermitage und dem darunter verborgenen Stahlgerüst lobte. Es ist, schrieb er, wie eine passender Umschlag, wie ein geschnitzter Faltenwurf, durch den die Umrisse des Nackten nachempfunden werden...eindeutig das Werk eines sensiblen und erfahrenen Designers" und ein beispielhaftes Hochhaus.

Die Volkszählung von 1910 ergab eine große Zahl von Durchreisenden, die nicht aus der Stadt stammten, aber auch einige Menschen, die wieder nach New York City zurückkehrten, wie zum Beispiel Alden March, der gerade die "The Philadelphia Press" verlassen hatte, um als Sonntagsredakteur bei der "New York Times" anzufangen.

Um 1930 war die Gegend des Times Square auf der Höhe der 42nd Street merklich zwielichtig geworden, nachdem sich das Theaterviertel in die Seitenstraßen im Norden verlagert hatte. Benjamin Winter, der neue Besitzer des Hermitage, beauftragte die Firma "Springsteen & Goldhammer" damit, die Basis neu zu gestalten. 1933 wurden die schweren Säulen weggeschlagen und durch eine dünnere moderne Fassade ersetzt und der Besitzer war glücklich über die zusätzlichen 200 Quadratfuß, die er dabei gewonnen hatte. Die New York Times widmete den Veränderungen die Schlagzeile "Times Square Viertel im Aufwärtstrend" und lobte sie als Teil einer breiten Aufräumaktion, die versprach, die leider etwas heruntergekommene Umgebung wieder zu bessern.

Aber die Dinge verliefen nicht so. 1943 wurde der Betreiber des Hermitage, Oliver Clandorf, aufgrund einer Anklage wegen Prostitution verurteilt. Laut den Zeugenaussagen vor Gericht waren die achte und neunte Etage sowie ein gesonderter Lift ausschließlich für Prostituierte und ihre Kunden vorgesehen. Später in diesem Jahr erhielt das Hotel dann den Namen "The National", den es bis heute behalten hat.

Wäre es intakt geblieben, hätte das Hotel heute sicherlich die Aufmerksamkeit der Denkmalschutzbehörde auf sich gezogen. Aber die Verstümmelung seiner unteren Etagen und sein eklektischer Charakter machen es schwer, es zu mögen. Nun arbeitet die staatliche Stadtentwicklungsbehörde, die mittlerweile Eigentümerin des Gebäudes ist, daran, die letzten verbliebenen Bewohner bis zum 01. Mai zum Auszug zu bewegen.

Die gesamte Front des Straßenblocks einschließlich des Abschnitts, an dem das Hotel steht, ist vorgesehen für einen etwa 39stöckigen Turm, der von der Immobilienfirma "Park Tower Realty" und der "Prudential Insurance Company of America" gebaut wird. Laut dem Sprecher der Stadtentwicklungsbehörde, Larry Josephs, wird die Errichtung des Turms nicht unmittelbar erfolgen, aber der Abriss des "National" soll so schnell wie möglich erfolgen, um einen Umbau der darunter befindlichen U-Bahn-Station zu ermöglichen. Somit ist der noch verbliebene Teil der "Sculptured Drapery" dabei, die Reise ins Vergessensein anzutreten."

Ich hoffe, es ist mir gelungen, den Sinn dieses "New York Times"-Artikel einigermaßen richtig zu erfassen, die blumenreiche Sprache macht es einem Englisch-Leistungskurs-Verweigerer und -Literatur-Unerfahrenem nicht leicht, hinter das zu kommen, was der Autor uns sagen möchte. Nach dieser schweißtreibenden Übersetzerei kehre ich jetzt auf ein Parkett zurück, auf dem ich mich besser auskenne: den Street View, um zu schauen, wie es dort, wo das Hermitage bzw. National einst stand, heute aussieht. Zur Erinnerung nochmal das Ausgangsfoto des Hotels:


Und jetzt ungefähr aus der gleichen Perspektive von der 41st Street aus der Blick auf den Block an der Westseite der 7th Avenue. Ein bisschen ärgerlich ist die Anwesenheit des blöden Busses, der hier ziemlich stört. Aber auch ohne den Bus ist die Gegend kaum wiederzuerkennen. Seit 1936 hat sich nahezu alles verändert.


Die Straße, die sich hier von unten links in den rechten unteren Abschnitt des Bildes erstreckt, ist die 7th Avenue, im Hintergrund rechts sehen wir den Times Square. Die Straße, die rechtwinklig vor dem "Red Lobster" kreuzt, ist die 41st Street.

Es ist mir doch noch gelungen ein Bild in der Sammlung der MCNY aufzutreiben. Es ist vermutlich Mitte bis Ende der 1920er enstanden und zeigt den Block an der Westseite der 7th Avenue zwischen 41st und 42nd Street, den wir von den vorausgegangenen Bildern bereits kennen. In der Mitte des Blocks etwas dunkel das Hotel Hermitage, links in Vordergrund und ebenfalls ziemlich dunkel das Stanley Theatre, im Hintergrund in der Mitte das Paramount Building an der Ecke 7th Ave / 43rd Street. Da sich auf der Spitze noch eine Art Gerüst zu befinden scheint, sind die Bauarbeiten noch nicht abgeschlossen gewesen, als das Foto entstand, vermutlich war das im Jahr 1927.

George Hanstein, 7th Avenue, north from 41st Street, from the collection of the museum of the city of New York

Das Paramount Building hat mich auf die Idee gebracht, einer selbstgelegten Spur zu folgen, um vielleicht noch weitere Bilder aufzutreiben und in diesem alten Beitrag bin ich sogar noch fündig geworden:

Auf diesem Bild aus dem Jahr 1903 sieht man rechts den Block, bevor das Hotel Hermitage errichtet wurde:


Wann das nächste Bild entstanden ist, konnte ich nicht herausfinden, aber interessant ist das, was sich rechts im Bild abspielt.


Hinter dem Putnam Building rechts im Vordergrund, dem Vorläufer des Paramount Buildings sieht man zwei bis drei Straßenblocks weiter gen Süden ein Hochhaus, das sich noch im Bau befindet. Insbesondere die oberen Stockwerke bestehen noch ausschließlich aus Stahlgerüst. Ich schließe nicht aus, dass das das Hotel Hermitage während der Entstehung sein könnte.

Das letzte Bild ist auf das Jahr 1927 datiert und zeigt den Blick vom Times Square aus am Paramount Building vorbei Richtung Süden.


Im Hintergrund kann man auch das Hotel Hermitage ausmachen, glücklicherweise waren die Besitzer so freundlich, den Namen des Hotels auf die Nordfassade zu pinseln.



Another demonstration 1975


Auch an diesem Wochenende geht die Reise nochmal zurück in das Jahr 1975, wieder im Frühling, wieder an den Times Square. Seit Ende der 1960er, also in den vorausgegangenen sechs bis sieben Jahren war ein Konsumprodukt öffentlicher geworden, das es zwar schon seit vielen Jahren gab, das aber aus gesellschaftlichen Gründen eine heimliche Existenz unter den Ladentischen führen musste: Pornographie. Gerade hier am Times Square im Großstadtdschungel von New York befand sich Mitte der Siebziger ein Zentrum des Pornographiekonsums in den Vereinigten Staaten. Ein guter Grund für jene Menschen, die mit dieser Veränderung alles andere einverstanden waren, sich direkt in die Höhle des Löwen zu begeben. Sie protestierten Auge in Auge mit denjenigen, die den Times Square und seine Nebenstraßen aufsuchten, um sich den dort feilgebotenen pornographischen Produkten auszusetzen.

Eigentlich sollte dieser Beitrag nur ein paar Bilder kurz werden, aber beim Übertragen der Fotos, die wieder mal aus der umfangreichen Sammlung von Nick DeWolf stammen, habe ich festgestellt, dass diese soviele eigene Geschichten erzählen, dass ich das nicht unter den Tisch fallen lassen konnte.






























Quelle / Source: http://www.flickr.com/photos/dboo/